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Hallo SchweBrus,

Ich glaube, dass ich den Bezug zur Realität verliere. Ich habe mich schon vor Jahren mit dem philosophischen Konzept des Solipsismus beschäftigt, und bin nun immer sicherer, dass ich der einzige Mensch bin, der existiert.

Für mich ist das die einzige logische und allumfassende Schlussfolgerung, denn, wenn ich die Regeln selber mache, dann sind sie eben genau, wie sie sind.

Das bedeutet, ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich der Protagonist bin, alle anderen habe ich mir ausgedacht. Ich kreiere meine Umwelt, die Bilder die Ich sehe, die Naturgesetze die herrschen. Ich habe mir das konzept des Buddhismus, Nationalsozialismu und der gesalzenen Butter ausgedacht. Und den Rest.

Das schlimmste ist, dass mir keiner das Gegenteil beweisen kann. Oder?

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[–] ed_cock@feddit.de 19 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (1 children)

Das schlimmste ist, dass mir keiner das Gegenteil beweisen kann. Oder?

Ich antworte mal so als ob du das zumindest halbwegs ernst meinst. Nein, dir kann keiner das Gegenteil beweisen, das gilt allerdings genau so für eine nahezu unendliche Zahl anderer "wasserdichter" Spinnereien. Gibt es einen nicht nachweisbaren Gott, bist du in Wirklichkeit in einer Simulation, besteht die Regierung ausnahmslos aus Echsenmenschen, kreist ein Teekessel zwischen Erde und Mars um die Sonne und so weiter und so fort. In jedem Fall ist die Antwort: Nein, vermutlich nicht, wie kommst du da überhaupt drauf, komm mal runter Digga.

Was ist wahrscheinlicher: Du bist ein Bewusstsein das irgendwie existiert - man weiß nicht warum und worin - und sich irgendwie, ohne Fremdeinflüsse und damit Inspiration, diese ganze Realität ausdenkt, sich dessen aber nicht bewusst ist(!) oder dass du ein Mensch wie jeder andere auch bist?

[–] Daze@feddit.de 3 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (1 children)

Gibt es einen nicht nachweisbaren Gott, bist du in Wirklichkeit in einer Simulation, besteht die Regierung ausnahmslos aus Echsenmenschen, kreist ein Teekessel zwischen Erde und Mars um die Sonne und so weiter und so fort.

Die Argumentation finde ich schwierig, weil beim Solipsismus die Sachlage genau andersherum ist. Gott kann man nicht beweisen, die Matrix kann man nicht beweisen und genau so kann man nicht beweisen, dass andere Menschen wirklich ein real existierendes, subjektives Bewusstsein haben. Das einzige, was man wirklich zweifelsfrei sagen kann, ist, dass das eigene subjektive Bewusstsein definitiv existiert (ala "ich denke, also bin ich"). Wenn man dem Argument also konsequent folgt und wirklich alles ablehnt, was man nicht beweisen kann, bleibt eigentlich nur Solipsismus als einzige Option.

Was ist wahrscheinlicher: Du bist ein Bewusstsein das irgendwie existiert - man weiß nicht warum und worin - und sich irgendwie, ohne Fremdeinflüsse und damit Inspiration, diese ganze Realität ausdenkt, sich dessen aber nicht bewusst ist(!) oder dass du ein Mensch wie jeder andere auch bist?

Was ist wahrscheinlicher: Es gibt ein Bewusstsein, das irgendwie existiert und man weiß nicht warum, oder es gibt ein ganzes Universum, das irgendwie existiert und zusätzlich gibt es trotzdem noch mindestens ein Bewusstsein, das auch irgendwie existiert und man weiß nicht warum?

[–] ed_cock@feddit.de 1 points 8 months ago* (last edited 8 months ago) (1 children)

Die Argumentation finde ich schwierig, weil beim Solipsismus die Sachlage genau andersherum ist.

Sehe ich anders, die Frage ist am Ende die Selbe wie bei der Simulation: Gibt es die von mir wahrgenommene Realität tatsächlich oder ist sie, in irgend einer Form, eine Täuschung? Ohne Belege von einer Täuschung auszugehen, besonders einer konkreten, ist, sagen wir, gewagt.

Zudem wird ja (zumindest von OP) vorausgesetzt, dass sich das Bewusstsein unsere Realität unwissentlich einbildet, quasi in einem Traum gefangen ist. Das ist aber ein ziemlicher Sprung und setzt mehr voraus als das "wache" Bewusstsein. Die Frage wer den Simulator geschaffen hat und warum wird also einfach mit niemand, der war auch schon immer da beantwortet.

Man könnte auch sagen, dass es ein völlig herbeikonstruiertes Bild der Realität ist, die keinerlei Gesetzmäßigkeiten folgt, einfach nur um ein Hirnfick zu sein.

Was ist wahrscheinlicher: Es gibt ein Bewusstsein, das irgendwie existiert oder es gibt ein ganzes Universum, das irgendwie existiert und zusätzlich gibt es trotzdem noch mindestens ein Bewusstsein, das auch irgendwie existiert und man weiß nicht warum?

Für die 1. Variante gibt es keinerlei ernst zu nehmende Erklärungsversuche oder Belege, es ist reine Gedankenspielerei und nicht wahrscheinlicher als alle anderen Täuschungsvarianten, bösartig oder nicht. Die Realität existiert zumindest, egal ob als Gedanke, Hologram, Bits oder physische Realität.

Am Ende kann man es nicht wissen und dementsprechend auch nichts praktisches davon ableiten, auch wenn es ein paar Spinner gibt, die absoluten Egoismus mit Solipsismus rechtfertigen.

EDIT: Ich will noch mal kurz auf das "man weiß nicht warum" eingehen: Mir geht es nicht um eine Frage nach dem Sinn des Lebens oder dem Zweck des Universums sondern um die Kausalität. Unsere Realität ist ein Universum, in dem durch einige wenige Grundregeln ein extrem hoher Grad an Komplexität möglich ist. Wir können den Werdegang unserer Spezies und unserer Umwelt ziemlich gut nachverfolgen. Die Idee, dass die gesamte Realität nur aus einem sich selbst täuschenden, gefangenen Bewusstsein besteht sieht daneben ziemlich unsinnig aus und kann keine Sinnvolle Schlussfolgerung aus der Idee sein, dass man nur seine eigene Existenz wirklich als gesichert wahr ansehen kann.

[–] Daze@feddit.de 0 points 8 months ago (1 children)

Gibt es die von mir wahrgenommene Realität tatsächlich oder ist sie, in irgend einer Form, eine Täuschung? Ohne Belege von einer Täuschung auszugehen, besonders einer konkreten, ist, sagen wir, gewagt.

Aber genau das ist doch mein Argument. Alles, was wir von "der Realität" erfahren, erfahren wir durch subjektive Wahrnehmung. Und dass es diese subjektive Wahrnehmung wirklich gibt, ist der einzige Fakt, den wir unbestreitbar als wahr erachten können. In dem Sinne gibt es aus Sicht des Solipsismus keinen Unterscheid zwischen der subjektiven Wahrnehmung und "der Realität". Alles, was über das direkt erfahrbare hinaus geht, sind Modelle und Konzepte (aka "Täuschungen"), die wir aufgrund empirischer Erfahrungen erstellt haben, um die Realität zu vereinfachen und erklären zu können.

Die Frage wer den Simulator geschaffen hat und warum wird also einfach mit niemand, der war auch schon immer da beantwortet.

Eine rein wissenschaftlich-physikalische Realität beantwortet die Frage nach dem Ursprung des Universums auch nicht. Das kann also nicht als Argument gegen Solipsismus verwendet werden, ohne auch alle anderen Erklärungsversuche durch das gleiche Argument zu entkräften.

Man könnte auch sagen, dass es ein völlig herbeikonstruiertes Bild der Realität ist, die keinerlei Gesetzmäßigkeiten folgt, einfach nur um ein Hirnfick zu sein.

Wer sagt denn, dass dieses Bild der Realität keinen Gesetzmäßigkeiten folgt? Die Naturgesetze lassen sich ja auch in einem solipsistischen Weltbild beobachten und messen.

Am Ende kann man es nicht wissen und dementsprechend auch nichts praktisches davon ableiten

Da sind wir uns einig :) Solipsismus ist am Ende auch nur eine Antwort auf eine Frage, die sich nicht beantworten lässt. Die wissenschaftliche Methode funktioniert ja sowohl in einem solipsistischen, als auch in einem physikalischen Weltbild. Solange wir uns auch darauf einigen können, dass die wissenschaftliche Methode die beste Methode zum Erkenntnisgewinn ist, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund das eine Weltbild über das andere zu stellen, da beide am Ende die gleiche Aussagekraft haben.

[–] ed_cock@feddit.de 2 points 8 months ago

Eine rein wissenschaftlich-physikalische Realität beantwortet die Frage nach dem Ursprung des Universums auch nicht.

Zumindest noch nicht, ja. Ich meine nur: Solipsismus und Simulationstheorie sind im Grunde das Selbe, nur dass bei Ersterem angenommen wird, dass der Simulator "halt schon da" ist - damit muss man ihn auch nicht mehr erklären.

Solange wir uns auch darauf einigen können, dass die wissenschaftliche Methode die beste Methode zum Erkenntnisgewinn ist, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund das eine Weltbild über das andere zu stellen, da beide am Ende die gleiche Aussagekraft haben.

Die Frage nach moralischem Handeln erübrigt sich damit nur leider nicht, finde ich.