this post was submitted on 18 May 2024
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In Bayern wurde das System reformiert. Hier gibt es mittlerweile den kombinierten "Orts- und Familienzuschlag". Die Logik dahinter ist folgende: Viele von uns Beamten werden in Orten eingesetzt, in denen wir nicht unbedingt sein wollen, und oft auch letztlich bestenfalls durchschnittlich verdienen.
Konkretes Beispiel: meine Frau und ich sind beide Akademiker und Beamte. Wir verdienen bei jeweils über 10 Jahren Dienst ca. 20.000 Euro weniger als das durchschnittliche(!) Haushaltseinkommen in unserem Wohnort bei München. Da sind wir aber mit unserer Soldstufe noch gut dabei - ein Polizist liegt da deutlich weiter drunter. Würden wir irgendwo im fränkischen Hinterland unseren Dienst leisten, wären wir wahrscheinlich 20k über dem Durchschnitt.
Der Staat geht nun her und will diese Diskrepanz ausgleichen, um auch die höheren Lebenshaltungskosten zu nivellieren. So wie ja auch der Markt in Ballungsräumen höhere Gehälter bietet. Da Kinder dann zusätzlich mehr Wohnraum und Betreuung erfordern, wird auch dafür je nach Wohnort gestaffelt nochmal was zusätzlich gezahlt.
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass ich mich ja versetzen lassen oder kündigen könnte. Nach der Logik gäbe es aber insgesamt und besonders in Ballungsräumen dann viel zu wenige Beamte - und bei aller berechtigten Kritik an Bildungssystem, Polizei usw. sind sie halt trotzdem recht wichtig.
Der Beamtenstatus hat viele Vorteile und ich bin der letzte der das bestreitet. Die finanzielle Situation gehört nur sehr bedingt dazu. Dafür, dass wir auch viele Freiheiten aufgeben (Wahl des Orts, Streikrecht, öffentliche Meinungsäußerung ist eingeschränkt usw.), ist es nicht immer der beste Deal. Mit anderen Worten: trotz ein paar Euro mehr für meine Kinder gehöre ich leider nicht zu den Reichen.
Wo ich aber immer mitgehen würde, ist, dass Familien mit Kindern stärker unterstützt werden müssen - gern auch orts- und einkommensabhängig, da ja auch die fast sprichwörtliche Bäckereifachverkäuferin in Ballungsräumen gebraucht wird, zu wenig verdient und irgendwie über die Runden kommen muss. Dafür sollten aber vor allem überdurchschnittlich gut gestellte Vermögen herangezogen werden.
Am Rande: Ich mag den Namen
Die Statistiken sprechen da aber ein deutliche und andere Sprache. BeamtInnen gehören überdurchschnittlich zu den Reichen und Vermögenden.
„Beamtinnen und Beamte des gehobenen oder höheren Dienstes hingegen hielten ein Nettovermögen von etwa 181.000 Euro und damit deutlich mehr als Angestellte mit qualifizierten Tätigkeiten“
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/datenreport-2021/private-haushalte-einkommen-und-konsum/329975/vermoegen-nach-sozialer-position/
Etwas Älter von 2018 aber grundsätzlich in 2024 nicht anders: https://www.iwd.de/artikel/das-einkommen-der-oberen-10-prozent-403001/
Dann ein grobe Rechnung dazu:
Den oberen 10-Prozent der Nettoeinkommen gehören 10,3% BeamtInnen (und 9,2% PensionärInnen!) an.
2018 lebten 83 Mill Einwohner (der Einfachheit halber) in Deutschland. Also sind die oberen 10-Prozent 8,3 Mill Menschen. Davon sind 0,83 Mill BeamtInnen.
Es gab ca. 1,7 Mill BeamtInnen in 2018, was einem Anteil an der Bevölkerung von ca 2% entspricht.
D.h. von den 1,7 Mill BeamtInnen sind 0,83 Mill - fast 50%, jeder Zweite - in den oberen 10-Prozent Nettoeinkommen!
Den Pensionärs vs Rentnervergleich lasse ich jetzt mal. Wird vermutlich noch schlimmer.
Selbst wenn es sich für dich nicht so anfühlt als ob du „Reich“ bist, bist du es ziemlich sicher. Vermutlich kennst du einfach zu wenige Menschen den unteren 20%, also MiniJobber und Prekäre, um zu verstehen, wie gut es dir geht. Ein wenig Demut täte dir gut.
Es tut mir echt leid, aber den letzten Satz nehm ich persönlich.
Ich unterrichte seit Jahren verhaltensauffällige Kinder an einer klassischen Brennpunktschule - genau diese unteren 20%. Ich komme selbst aus diesen 20%. Ich weiß besser als viele andere, was es bedeutet, in Deutschland arm zu sein, vom Rest abgehängt und vergessen zu werden. Ich arbeite tagtäglich mit diesen Menschen, weil es außer mir und sehr wenigen anderen kaum jemand tut, weil es einfacher ist, an einer der schönen, netten Vorstadtschulen zu unterrichten, weil es einfacher ist, über Lehrkräfte zu schimpfen als es selber besser zu machen und weil es bei den großen Firmen einfach so viel mehr Geld gibt. Erzähl mir bloß nix von Armut und Reichtum.
Ich weiß sehr wohl, dass ich gut gestellt bin, weil ich 25 Jahre lang hart dafür gearbeitet habe. Werd Beamter, wenn es so geil ist. Es gibt wirklich viele Wege. Aktuell laufen etliche Quereinsteiger-Programme. Ich bin selbst Spät-Einsteiger und freue mich ehrlich über neue Leute. Ich habe in meinem alten Job fast das doppelte verdient, wollte aber was mit Wert machen. Fühl dich aufrichtig und von ganzem Herzen eingeladen dazu.
Ich neide es dir nicht, keine Angst. Deshalb macht es auch keinen Sinn, mir Beamtentum andrehen zu wollen.
Ich sage lediglich „schreib dich nicht arm“, weil du es vermutlich nicht bist und es ganz sicher nicht werden wirst. Erkenne deine Privilegien. Das ist der Demut den ich meine.
Man kann übrigens auch weder arm noch reich sein, das ist kein Schwarz-Weiß
Richtig. Weiß aber nicht so recht, was das mit dem Thema zu tun hat.
Edut: Jetzt habe ich es. Ich entschuldige mich hiermit und werde die korrekte Formulierung wählen „Schreib dich nicht ärmer als du bist“
Aber es sind nicht alle Beamten im mittleren oder höheren Dienst.
Zu sagen, dass es reiche Leute gibt, die ähnlich sind, macht einen nicht reich. Ich mein, in der IT sollte man auch nicht wenig verdienen und viele kriegen ziemlich hohe Gehälter,, aber ich zb als Berliner krieg grad mal 31.000. (Der Schnitt ist hier auch entsprechend mies).
Das ist richtig. Deshalb sage ich es nicht, sondern hole mir Statistiken. Und die zeigt, im groben Überschlag, dass jeder zweiter Beamter in den Top-10-Prozent der Nettoverdiener ist. Und das ist mal ne amtliche Ansage. Jeder Zweite in den Top-10%