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Es erscheint mir nicht wie eine zielführende Idee, überhaupt jemanden anzugreifen.
Wie funktioniert sonst Diskurs, wenn man Standpunkte nicht angreifen darf? Man darf nur nicht ad hominem die Leute angehen, was sich leider mittlerweile als Standard etabliert hat.
Ja, das meine ich. Standpunkte anzugreifen ist Kritik, Leute anzugreifen aber nicht. Das hier kursierende „Merz ist ein Arschloch, Ricarda Lang ist eine Studienabbrecherin und Höcke ein Faschist“ mag ja alles sein, trifft aber nicht den Kern.
Studienabbrecherin ist bei mir aber nicht unbedingt eine Beleidigung. Und Merz ist in seiner Rolle als Politiker ein opportunistisches Arschloch. Wenn man das vor dem Hintergrund seiner ganzen Anbiderei respektive seiner Amtshandlungen betrachtet, ist das durchaus legitime Kritik - nur eben nicht im Persönlichen, denn da ist er mir und hoffentlich den meisten einfach komplett egal.
Höcke ist ein widerlicher Faschist und das ist okay zu sagen, weil ich da nicht plane, einen Diskurs zu führen. Das sind Nazis, mit denen kann man nicht reden.
Kurz mal angehängt: laut einem urteil darf man höcke rechtsrafidikal nennen. Oder war es die afd im ganzen?
Aber welchen Zweck erfüllt es, Menschen, mit denen du keinen Diskurs führen möchtest, zu beleidigen? Es wirkt auf mich nicht allzu zielführend. Bei der Merzdiskussion ist das Problem, dass der Satz „Friedrich Merz ist ein Arschloch“ nicht zwischen Person und Amtsinhaber unterscheidet. Ich verstehe, warum die Person sich davon getroffen fühlen könnte.
Klare Front und klare Kante. Mehr kann man da nicht tun. Die wirklich sinnvollen Impulse müssen hier aus der Politik kommen, indem man diese Partei verbietet und solchen Leuten durch die Medien keine Bühne mehr gibt. Das wird aber beides nicht getan und da ich auch noch mit Steuergeld für dieses Versagen aufkomme, ist es absolut notwendig, jeden Widerstand gegen Nazis zu zeigen, den man hat und zwar auf allen Ebenen. Wie gesagt, Diskurs zu suchen ist hier unnötig.
Merz habe ich sicherlich schon als Arschloch bezeichnet, da ich ihn für eins halte (eigene Meinung). Aber es kommt auf den Kontext an. In öffentlichen Bereichen wie hier würde ich das das tendenziell unterlassen, es sei den, es gibt irgendeinen ganz klaren Zusammenhang, aus dem sich die Motivation und Intention der Aussage herleiten lässt.
Wenn aber jemand hergeht und mit dem typischen "höhö Ricarda Lang ist dick" kommt, dann gibt es keinen Zusammenhang, das hat nichts mit ihren Aktionen zu tun, sondern einfach nur mit ihrer physischen Erscheinung. Merz bezeichne ich im Zweifel nicht als Arschloch, weil er mich optisch an ein solches erinnert. Das ist der Unterschied.
Und doch greifst du Merz' Kritker an. Wie ironisch
Wir scheinen unterschiedliche Ansichten über das Wort „Angreifen“ zu haben. Ich käme niemals auf die Idee, Merz‘ Kritiker „empathieloses Arschloch“ zu nennen.
Nur ist das halt auch keine Kritik, sondern Gepöbel. Kritik ist wichtig. Gepöbel ist erbärmlich. Egal, wen es trifft.
Merz als "empathieloses Arschloch" zu bezeichnen finde ich vollkommen in Ordnung (und das gleiche gilt für alle Politiker*innen). Das ist vielleicht ein bisschen vulgär aber letztendlich ist es inhaltliche Kritik. Sowas muss man als Politiker*in meiner Meinung nach aushalten können. Zumal der Merz ja auch austeilt. Er drückt sich bloß anders aus.
Ich bin Politiker und empathieloses Arschloch (ich darf das, ich bin Autist), insofern mag ich dir da inhaltlich nicht mal komplett widersprechen. Es besteht aber ein Unterschied zwischen „Friedrich Merz (die Person) ist ein Arschloch“ (weiß ich nicht) und „Friedrich Merz (der Politiker) ist ein Arschloch“ (das wäre zumindest begründbar).
Politiker sind Menschen. Friedrich Merz der Politiker ist Friedrich Merz die Person. Ich sehe da keinen Unterschied. Wenn er in seiner Rolle als Politiker empathielose Arschlochdinge tut, kann man ihn dafür auch als Person kritisieren.
Es ist auch ein Unterschied ob man nach oben oder nach unten tritt. Merz tritt beispielsweise mit seinen Aussagen über Zahnarzttermine für Asylbewerber nach unten. Dann soll der gefälligst nicht so rumheulen wenn es dafür von unten Kontra gibt. Dazu kommt noch, dass Merz Aussagen viel schädlicher sind, auch wenn sie keine strafbaren Beleidigungen sind.
Das hier triffts auf den Punkt. Ein Politiker ist inherent eine Person der Öffentlichkeit. Da er das Volk vertritt, wirbt er mit Authentizität. Das bedeutet er verbindet seine Privatperson mit seiner öffentlichen Person. Das bedeutet dass beides nicht mehr klar trennbar ist. An dem Punkt wird alles was man über ihn sagt beide Personas treffen und damit muss er leben. Wenn man durch Medien in die Öffentlichkeit gedrängt wird mag man ja noch Anspruch auf den Schutz gegen persönliche Angriffe haben, aber sobald man sich freiwillig in so einen öffentlichen Beruf begibt muss man damit rechnen und hat meiner Meinung auch keinen wirklich guten Grund zu sagen "ich will die Entscheidungsgewalt und die Redezeit aber nicht die Kritik", selbst wenn die Kritik teilweise persönlich und beleidigend ist. Das gehört dann nunmal dazu.