this post was submitted on 12 Oct 2023
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Frag Feddit

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Nach zu vielen Jahren im Münchner Umland, täglichem Irrenpendeln und Menschen, die viel zu oft scheinheilig sind, überlege ich ernsthaft hier wegzuziehen. Vielleicht was in Niedersachsen oder so in einer kleineren Stadt. Also leeres Blatt, absolut alles unbekannt.

Gibt es hier welche, die ähnlich krasse Schritte gegangen sind? Wie habt ihr das Umzugsproblem gelöst? Hat sich der Lebenswandel letztendlich gelohnt oder bereut ihr den Schritt im nachhinein doch?

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[–] iamkindasomeone@feddit.de 0 points 11 months ago (1 children)

Wie so immer gilt auch hier, dass man die Menschen erst richtig kennenlernt, wenn man eine längere Zeit dort wohnt. Will heißen, dass jede Region ihre Eigenheiten hat, die sich später erst richtig zeigen. Das größere Problem ist dann meist, dass man irgendwann merkt, dass es anderswo auch schwierig ist, weil man sich immer irgendwie fremd fühlt. Das Ankommen kann mal einfacher und mal schwerer sein. Gerade bei Kleinstädten gehört man entweder schnell dazu, oder man wird nicht richtig akzeptiert. Das ist eine Gratwanderung.

[–] i18nde@feddit.de 1 points 11 months ago* (last edited 11 months ago)

Kann ich absolut so bestätigen. Ich war sehr lange Zeit in China in einer wirklich großen Stadt, mußte dann vor 5 Jahren nach Deutschland zurück. Aus Gründen der einfacheren Wohnungssuche nach Mecklenburg, in eine sehr kleine Stadt.

Vorteile:
  • Die Wohnung sehr schnell gefunden, groß genug und bezahlbar.
  • Kurze Wege zur Arbeitsstätte, zum Supermarkt, Bäcker, zum Arzt und Zahnarzt (leider nicht überall der Fall).
  • Alle Ämter dicht beieinander, so daß ich die Anmeldung und weitere Behördengänge innerhalb kürzester Zeit erledigen konnte. Da jeder jeden kannte, wurde mir sehr schnell geholfen.
  • Größere Städte in der Nähe, insofern recht schnell Arbeit gefunden.
  • Tolle Landschaft, sauberes Wasser, Wälder, sogar etwas hüglig.
  • Die Menschen aufgeschlossen und nett, interessiert.
  • Es gibt sogar erstaunlich oft kulturelle Veranstaltungen in der Stadt und im Umland.
Nachteile:
  • So richtig warm wurde ich fast nur mit Zugewanderten, der ursprüngliche Mecklenburger ist dann doch recht reserviert, wenn man nicht seit vielen Generationen dazugehört.
  • Und die Verkehrslage des öffentlichen Nahverkehrs (ich mußte davor nie Auto fahren, kann es auch nicht), ab 18.00 Uhr ist es nicht so einfach, wieder nach Hause zu kommen.
  • Auf lange Sicht die Leute dann doch viel zu neugierig, alles wird beobachtet und spricht sich dann herum, war mir schließlich zu persönlich.
  • Die Wichtigkeit der Beziehungen -- Bürgermeister, Bäcker, Apotheker, Parteien, Kirche ... -- je nachdem, was man möchte, können diese Verknüpfungen einen blockieren, als Fremdem nutzen sie einem selten.

Bin jetzt endlich wieder in meiner Heimatstadt Berlin gelandet und blühe wieder auf, mußte feststellen, daß eine Kleinstadt so gar nicht meins ist. ... nur meine six pence.

[–] ExceptionalCow@feddit.de 0 points 11 months ago (1 children)

Interessanter Topic, danke dafür. Ich erwäge dasselbe, allerdings erst in frühestens 10 Jahren (aus diversen Gründen). Ziel meiner Träume wäre mein Geburtsort (Braunschweig). Mein Partner ist leider nicht überzeugt, aber ich habe ja noch Zeit, ihn zu überzeugen. Mir geht es in München zwar gut, aber die Stadt ist mir einfach zu groß und voll...

[–] waka@feddit.de 0 points 11 months ago (1 children)

Wie sind die Braunschweiger denn eigentlich so drauf? Und was unterscheidet sie so im Allgemeinen von den Münchnern bzw. Umland München?

[–] brewbart@feddit.de 1 points 11 months ago

Wir sind halt eine Unistadt, da ist man Fluktuation gewohnt ;) Ansonsten gibt es eigentlich für alle was. Je nach dem in welcher Ecke du verkehrst hast du natürlich auch mal arrogante Schnösel die sich für was besseres halten - aber das hat man überall denke ich

[–] Franconian_Nomad@feddit.de -1 points 11 months ago (2 children)

Uff, schwierig zu sagen, ohne die Liste der möglichen Städte zu haben.

Bei Braunschweig würde ich dir zu Vorsicht raten. Hab bei meinem letzten Besuch gesagt bekommen, dass es in der Region nicht viel mehr als Industrie und Tagebau gibt, und habe das Buch „Braunschweig schön trinken“ im Hotel gesehen. Kann natürlich alles schlimmer klingen als es es ist.

Also, da ich der Franconian Nomad bin, empfehle ich dir natürlich Franken. Und zwar in deinem Fall Nürnberg, Würzburg oder Bayreuth. Schöne Städte mit schöner Umgebung, und preislich nicht vergleichbar mit München.

Mein Favorit ist tatsächlich Oberfranken mit Städten wie Hof an der Saale und Kronach, dem Fichtelgebirge in der Umgebung, der Nähe zu Tschechien und Sachsen und Thüringen. Da bin ich allerdings die wohl die Ausnahme, viele ziehen aus dem Strukturschwachen Norden Bayerns weg. Und für dich wahrscheinlich sowieso weniger interessant.

Aber ja, bei größeren Umzügen ist auch immer ein gewisses Maß an Würfeln und Glück dabei.

[–] brewbart@feddit.de 1 points 11 months ago

Als Braunschweiger kann ich da vielleicht etwas Perspektive geben. Stimmt schon, dass die Industriefirmen in der Stadt / Region eine Menge prägen. Gefühlt findest du in jeder Gruppe wen der für VW, Siemens, Bosch, die SZ AG oder so(New Yorker ist halt auch von hier) arbeiten. Aber dir Restaurantszene ist für die Größe der Stadt echt gut, die Stadt ist schön grün, es wird immer mehr gemacht um angenehme Aufenthaltsplätze zu schaffen.

[–] Tinker@feddit.de 1 points 11 months ago (1 children)

Ich sehe Franken, ich wähle hoch.

Bin ebenfalls im ländlichen Franken gelandet. Vorher Raum Frankfurt am Main. Jetzt 30 Minuten bis zur nächsten Autobahnauffahrt.

Was mir ein wenig fehlt ist das kulturelle Angebot. Konzerte, Museen, Zoo, Palmengarten… Auch dass es ohne Auto bzw. Lastenrad :) kaum geht, da der ÖPNV quasi nicht existent ist. Einkaufen ist auch komplizierter geworden. Bzw. Plant man jetzt weiter voraus und kauft einmal für die Woche ein statt von Tag zu Tag. Der nächste Asia Supermarkt ist dann auch mal nicht eben um die Ecke.

Dafür ist es wunderbar ruhig. Viel günstiger (Miete, Ausgehen, …). Persönlicher, ich kenne fast alle Leute in meiner Strasse per „du“ und man plaudert auch regelmäßig. Das führt dazu, dass man auf mehr Hilfsbereitschaft stößt. Ich brauche zb ein Werkzeug, ich frage den Nachbarn… Stadt war dann doch eher anonym. Ich bin zu Fuss in 5 Minuten im Grünen. Ich bekomme einen Termin auf der Stadt, muss einfach nur hingehen, ohne Anmeldung.

Habe den Vorteil viel im Home Office zu arbeiten, sonst hätte ich mir das vielleicht auch nochmal überlegt.

Viel pro, einiges an kontra. Irgendwie eine Lifestyle Entscheidung die jeder selbst treffen muss, ob Stadt oder Land.

[–] Franconian_Nomad@feddit.de 1 points 11 months ago

Freut mich dass es dir gefällt!

Franken kann sehr ländlich sein, je nach Region. Ich kenne Leute vom Dorf, die erst mal ein paar Minuten mit dem Auto fahren müssen, damit sie einkaufen können. Das wäre mir dann wieder zu weit ab vom Schuss.

Ich habe das beste aus beiden Welten erwischt, ich lebe auf dem Land, aber mein Ort hat Einkaufsmöglichkeiten und super Nahverkehrsanbindung an eine der im anderen Post genannten Städte. Halbe Stunde mit dem Zug, und ich bin der Stadt. 5 Minuten mit dem Fahrrad und ich bin in der Natur! Ich liebe es!