Die These, dass es unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen keinen ethischen Konsum geben kann, ist insofern richtig, als jeder Konsumakt unweigerlich in die strukturelle Ausbeutung von Mensch und Natur eingebunden ist. Dies liegt im Wesen der kapitalistischen Warenproduktion selbst begründet, die auf der Aneignung unbezahlter Arbeitszeit und der systematischen Unterdrückung lebendiger Arbeitskraft beruht. Aus dieser Erkenntnis jedoch eine resignative Haltung abzuleiten, gar eine Rechtfertigung für politische Passivität oder unreflektierten Konsum zu konstruieren, ist ein fataler Fehlschluss.
Die Kritik am „ethischen Konsum“ entlastet nicht das Individuum von jeder Verantwortung, sondern entlarvt vielmehr die häufige Konsumkritik die strukturelle Gewaltverhältnisse individualisiert. Es geht nicht darum, Einzelne moralisch zu verurteilen, sondern darum, die systemischen Widersprüche aufzuzeigen, in die alle zwangsläufig verstrickt sind.
Dennoch bedeutet die Unmöglichkeit „reinen“ Konsums nicht, dass es keine relativen Fortschritte gibt. Innerhalb der gegebenen Verhältnisse existieren durchaus Praxen, die weniger destruktiv sind als andere. Veganismus etwa ist nicht einfach eine individuelle Konsumentscheidung, sondern eine materielle Weigerung, die industrielle Tierausbeutung, die auf denselben Prinzipien der Entfremdung und gewaltvollen Aneignung beruht wie die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, weiter zu reproduzieren.
Zu behaupten, man könne sich jeder Veränderung entziehen, solange der Kapitalismus besteht, ist ein zynischer Trugschluss. Nach dieser Logik wäre auch Mord legitim, bloß weil das System selbst täglich strukturellen Mord begeht. Doch die revolutionäre Aufgabe besteht nicht in passiver Komplizenschaft, sondern in der praktischen Überwindung der Verhältnisse und dazu gehört auch, bereits im Hier und Jetzt widerständige Praxen zu entwickeln. Denn was heute verbessert werden kann, muss heute verbessert werden, nicht als Ersatz für Systemüberwindung, sondern als Teil des Kampfes.
Solidarisch Vegane grüße aus genau der roten Ecke aus der du dieses Argument wahrscheinlich gehört hast. Bei uns gibt es auch Veganer (mich zum beispiel) mein Freund. 🚩