schuimwinkel

joined 4 months ago
 

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Aufstehen, Zähne putzen, Glitzer-Make Up auftragen. Pappen im Campingbecher auflösen und dann pilgern wir los aufs Gelände. Die DJs ackern hier non-stop, aber zum Reinkommen gucken wir Vertikalakrobatik auf der Hauptbühne. Die Akrobatinnen sind wunderschön, ich kann nur wegen der Vertikalität nicht hingucken. Wir essen handgebackenes Brot verkauft von einer netten Landwirtin - es gibt auch veganen Käse, jedenfalls behauptet sie, dass Obazda Käse wär.

Meine norddeutsche Ignoranz ist vergessen: neben dem DJ betritt ein Mann mit Jagdhorn die Bühne. Es gibt kein Halten, es gibt kein Norden und Süden, es ist intergalaktisch. Wenn ich die Augen schließe ist alles weg, nur der Mann mit dem Horn ist noch da. Die Musik fasst mich überall an, sie hat den Vortrag über Konsens von heute vormittag wohl nicht gehört.

Ich muss immer weiter tanzen, ich verliere beim Anstehen den Überblick. Irgendjemand schiebt mich freundlich vor an die Theke, Du wolltest doch bestimmt was bestellen. Ich erzähle der Barkeeperin, wie sehr ich den Mann mit dem Jagdhorn liebe. Sie nickt verständnisvoll und verkauft mir ACE-Saft, es ist der Nektar der Götter. Die Musik saugt mich wieder vorn an die Bühne. Alle lachen, alle tanzen. Die riesigen Gottesanbeterinnen aus Metall und Licht tronen wohlwollend über uns. Um Himmels Willen, es ist noch nicht mal 16 Uhr.

Ich bin ein normaler Mensch und mache normale Menschensachen. Keine Chance, dass mir jemand mehr Aufmerksamkeit schenkt als den schreienden Engländern auf der Bühne. Trotzdem drücke ich mich vorsichtshalber tief in die Holzkulisse. Mein Freund eskaliert im Moshpit, er ist der erste, der einen Becher wirft. Ich weiß nicht recht, mit welchem Gefühl mich das erfüllt, ich entscheide mich für Stolz. Der Sänger springt von der Bühne und rutscht die Feuerwehrstange neben mir herunter. Die roten Sonnensegel über uns atmen, der Sand unter unseren Füßen pulsiert im Takt des Schlagzeugs.

Ein Ehepaar hat eine neuartige Form von Popcorn erfunden. Wir essen unsere Tüten in den Hängematten im Baumhaus. Meins schmeckt nach grünem Apfel, mein Freund hat Barbecue-Geschmack. Echte Würstchen braten darf hier nur die hiesige Feuerwehr.

Der Basstempel ist auch nur ein Zelt, aber im Dunkeln und im Nebel hat man es schön privat. Weihnachtskugeln und Lampen hängen von der Decke, es funkelt und glitzert überall. Wenn ich mich richtig bewege, löst sich mein Körper einfach auf. Stomp, stomp, stomp steht auf dem Aufnäher auf der Hose von meinem Freund, aber womit stampfen. I have no feet, but I must dance. Es geht trotzdem irgendwie. Noch vor der abendlichen Feuershow durchlebe ich vor dem DJ-Pult einen kompletten character ark. Als ich wieder bei mir ankomme, ist es draußen dunkel geworden. Meine Füße materialisieren sich. Der Boden ist so weich. Der Boden ist so nah. Der Boden ist gar nicht da.

Mein Freund kippt mir Wasser ins Gesicht. Besorgte Leute fragen, ob sie die Sanis rufen sollen. Mein Freund sagt streng, wenn ich mal nicht da wär, um auf Dich aufzupassen, aber ich weiß, er meint es nicht so: er wird immer da sein, um auf mich aufzupassen.

Alle mögen die Feuershow. Ich mag das Sofa, auf dem ich liege. Ich schau mir die Show mit geschlossenen Augen an, durch die Aahs und Oohs der Leute. Die Mini-DJ-Butze neben der Bar spielt Happy Hardcore Versionen der Super Mario Themes. Die Techno-Quallen halten Einzug. Es riecht nach Lagerfeuer und Pommes. Seit heut morgen sind neunundachtzig Stunden vergangen, es ist noch lange hin bis zum Sonnenaufgang.

Im Camp mixe ich uns einen letzten Drink: stilles Wasser mit Iberogast, der richtig harte Shit. Ein ruhiger Moment auf der Kompost-Toilette. Die Holzmaserung der Tür verrät mir: jopp, immer noch drauf. Zum Glück ist die Therapie noch nicht abgeschlossen, zum Glück ist morgen ein neuer Tag.

[–] schuimwinkel@feddit.org 2 points 3 hours ago

I'm very lucky in this regard. I have a second daughter, she's proper grown up and lives her own life - but she still calls me just to tell me about her day .. it's amazing. I never would have dreamed to do that with my parents, our relationships are so different... I mean, my younger one is a teen, so she rolls her eyes at me at least three times a day, but that's her job, right. 😄 All in all, we get along great. I mostly try to stay out of her hair, but still be curious about her - it's a balancing act for sure.

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 4 hours ago

I'm sure you're going to have a great time! Drink it in, those memories are priceless!

[–] schuimwinkel@feddit.org 3 points 4 hours ago* (last edited 4 hours ago)

When I became a father, it really struck me how lonely lots of the other (straight) dads were. I made some good friends, but some men remain very emotionally unapproachable. It's tough for me, I'm a lovey-dovey type of person and I need at least some of the same energy back to maintain a relationship. So not that many straight male friends for me, but the ones I have are much appreciated.

[–] schuimwinkel@feddit.org 3 points 5 hours ago

Als ich mit meinem besten Freund zusammen in einer Mini-Bude gewohnt hab, hatten wir ums Verrecken keinen Platz für eine eigene Waschmaschine und den Versuch eines Waschkellers gab nur kurzfristig mal (wurd wahrscheinlich geklaut .. also nich der Keller, der Inhalt). Deshalb waren wir regelmäßig im Waschsalon um die Ecke. Ich fands da auch immer super entspannt, die hatten auch nichts dagegen, wenn man da in Unterwäsche rumsaß (die Taler mussten sich ja lohnen, also musste möglichst alles rein). Irgendwer zum Labern war auch immer da, nur das Waschmittel war super billo und hat schlimm gerochen, aber man kann ja sein eigenes mitbringen.

[–] schuimwinkel@feddit.org 2 points 5 hours ago

My pleasure, I hope you have a good week!

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Klangtherapie (feddit.org)
submitted 5 hours ago* (last edited 5 hours ago) by schuimwinkel@feddit.org to c/einfachposten@feddit.org
 

Aufstehen, Zähne putzen, Glitzer-Make Up auftragen. Pappen im Campingbecher auflösen und dann pilgern wir los aufs Gelände. Die DJs ackern hier non-stop, aber zum Reinkommen gucken wir Vertikalakrobatik auf der Hauptbühne. Die Akrobatinnen sind wunderschön, ich kann nur wegen der Vertikalität nicht hingucken. Wir essen handgebackenes Brot verkauft von einer netten Landwirtin - es gibt auch veganen Käse, jedenfalls behauptet sie, dass Obazda Käse wär.

Meine norddeutsche Ignoranz ist vergessen: neben dem DJ betritt ein Mann mit Jagdhorn die Bühne. Es gibt kein Halten, es gibt kein Norden und Süden, es ist intergalaktisch. Wenn ich die Augen schließe ist alles weg, nur der Mann mit dem Horn ist noch da. Die Musik fasst mich überall an, sie hat den Vortrag über Konsens von heute vormittag wohl nicht gehört.

Ich muss immer weiter tanzen, ich verliere beim Anstehen den Überblick. Irgendjemand schiebt mich freundlich vor an die Theke, Du wolltest doch bestimmt was bestellen. Ich erzähle der Barkeeperin, wie sehr ich den Mann mit dem Jagdhorn liebe. Sie nickt verständnisvoll und verkauft mir ACE-Saft, es ist der Nektar der Götter. Die Musik saugt mich wieder vorn an die Bühne. Alle lachen, alle tanzen. Die riesigen Gottesanbeterinnen aus Metall und Licht tronen wohlwollend über uns. Um Himmels Willen, es ist noch nicht mal 16 Uhr.

Ich bin ein normaler Mensch und mache normale Menschensachen. Keine Chance, dass mir jemand mehr Aufmerksamkeit schenkt als den schreienden Engländern auf der Bühne. Trotzdem drücke ich mich vorsichtshalber tief in die Holzkulisse. Mein Freund eskaliert im Moshpit, er ist der erste, der einen Becher wirft. Ich weiß nicht recht, mit welchem Gefühl mich das erfüllt, ich entscheide mich für Stolz. Der Sänger springt von der Bühne und rutscht die Feuerwehrstange neben mir herunter. Die roten Sonnensegel über uns atmen, der Sand unter unseren Füßen pulsiert im Takt des Schlagzeugs.

Ein Ehepaar hat eine neuartige Form von Popcorn erfunden. Wir essen unsere Tüten in den Hängematten im Baumhaus. Meins schmeckt nach grünem Apfel, mein Freund hat Barbecue-Geschmack. Echte Würstchen braten darf hier nur die hiesige Feuerwehr.

Der Basstempel ist auch nur ein Zelt, aber im Dunkeln und im Nebel hat man es schön privat. Weihnachtskugeln und Lampen hängen von der Decke, es funkelt und glitzert überall. Wenn ich mich richtig bewege, löst sich mein Körper einfach auf. Stomp, stomp, stomp steht auf dem Aufnäher auf der Hose von meinem Freund, aber womit stampfen. I have no feet, but I must dance. Es geht trotzdem irgendwie. Noch vor der abendlichen Feuershow durchlebe ich vor dem DJ-Pult einen kompletten character ark. Als ich wieder bei mir ankomme, ist es draußen dunkel geworden. Meine Füße materialisieren sich. Der Boden ist so weich. Der Boden ist so nah. Der Boden ist gar nicht da.

Mein Freund kippt mir Wasser ins Gesicht. Besorgte Leute fragen, ob sie die Sanis rufen sollen. Mein Freund sagt streng, wenn ich mal nicht da wär, um auf Dich aufzupassen, aber ich weiß, er meint es nicht so: er wird immer da sein, um auf mich aufzupassen.

Alle mögen die Feuershow. Ich mag das Sofa, auf dem ich liege. Ich schau mir die Show mit geschlossenen Augen an, durch die Aahs und Oohs der Leute. Die Mini-DJ-Butze neben der Bar spielt Happy Hardcore Versionen der Super Mario Themes. Die Techno-Quallen halten Einzug. Es riecht nach Lagerfeuer und Pommes. Seit heut morgen sind neunundachtzig Stunden vergangen, es ist noch lange hin bis zum Sonnenaufgang.

Im Camp mixe ich uns einen letzten Drink: stilles Wasser mit Iberogast, der richtig harte Shit. Ein ruhiger Moment auf der Kompost-Toilette. Die Holzmaserung der Tür verrät mir: jopp, immer noch drauf. Zum Glück ist die Therapie noch nicht abgeschlossen, zum Glück ist morgen ein neuer Tag.

 

I just need to blabber about this a bit. My face still hurts, because I couldn't stop smiling the entire time. I took her to her first rave when she was eight months old and she's been joining me ever since, at least a couple times a year. I just love that she wants to share these experiences with me. I just love that she gets to see people from their best side and experience this little bit of completely untethered freedom and joy and fun.

I have so many wonderful memories - in a way it feels like yesterday when I was carrying her around or when she was playing all day and night with the other children, covered in mud head to toe. Cuddling up in the sleeping bag after a long, long day. To all the parents of young children here, it really is true: the days are long, but the years are short.

Now she's almost an adult and I know I need to let go. It's alright, it just makes the moments when we are close that much more precious. We had so much fun dancing, playing, sitting by the campfire just talking, talking, talking. She doesn't have to spend this time with me, but she wants to. That makes me feel so blessed.

I know I would love every version of her, but I just adore the adult she is becoming. These children we are raising, they are so much smarter than we are. They understand so much, and they are not afraid to care. She's so full of empathy and care and joy, absolutely fearless.

Oh, anyway, I need to stop or I'll go on forever. I just needed to shout this into the world or my heart would simply burst, lol. Anyway, have a wonderful week, hug your children and love them, love the, love them 🙏 💖 ✨

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 7 hours ago

Came back from a rave on Monday - I still feel out of this world, lol, it was such a wonderful time. Can't wait till next year!!

[–] schuimwinkel@feddit.org 11 points 1 week ago

Ich denke, es ist vielleicht etwas kurz gefasst, in Angriffen auf queere Menschen nur ein Problem mit Männlichkeit zu sehen. Das ist sicherlich ein Teil davon! Rechtsextremismus baut stark auf toxische Männlichkeitsmythen - dennoch ist das nur ein Ausdruck einer grundsätzlichen Ablehnung alles "anderen". Da mögen als erstes wir Schwule dran sein, aber am Ende liegt dem eine grundsätzliche Menschenfeindlichkeit zu Grunde, die sich auf alles und jeden stürzen wird, der als abweichend von der eigenen Norm wahrgenommen wird.

[–] schuimwinkel@feddit.org 23 points 1 week ago (2 children)

„Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der [sic!] Identitätsstörung“

lmao

Sollen sie kommen. Wir tanzen sie weg. 💪

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

I just started reading an incredible book about various first ascents on the tallest mountains of our world. It's fascinating what the human body can withstand and how much mental fortitude our minds can muster - it has also again reinforced my conviction to never do serious mountaineering. Other than that, I'm just chilling and waiting for the days when my partner has time off.

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 1 week ago

Well, look at the bright side: now you have a travel pillow! That's a handy thing to have.

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 1 week ago* (last edited 1 week ago)

Diese Behauptung, Väter wären bei der Sorgerechtsfrage benachteiligt und Familiengerichte würde immer zugunsten der Mutter entscheiden, ist so falsch wie schädlich. Jeder scheint drölf Beispiele dafür zu kennen, aber wenn man sich dei Fälle im Detail ansieht, gibt es oft genug gute Gründe dafür, wie das gelaufen ist. Väter, die sich aus der Erziehung und Alltagspflege ihrer Kinder größtenteils heraushalten und dann nicht einsehen wollen, dass die Mutter berechtigterweise als Hauptbezugsperson und Lebensmittelpunkt beurteilt wird, sind da mMn ganz vorn mit dabei (in deren Augen haben sie ja "für die Familie" das Richtige getan und Geld verdient, aber das spielt für das direkte psychische Wohl der Kinder eben nur eine untergeordnete Rolle.)

Stattdessen ist es für jeden, der genauer hinschaut, offensichtlich, dass Mütter unter überkritischer Beobachtung stehen und die kleinste Versäumnis ihnen auf die ungändigste Art ausgelegt wird - bis dahin, dass allein schon die Anschuldigung, eine schlechte Mutter zu sein, für rechtliche Konsequenzen reicht ... die Beispiele im Artikel sind auf eine Art schockierend, auf eine andere überraschen sie mich leider nicht. Das ist die konsequente Fortführung von systematischer Frauenfeindlichkeit.

[–] schuimwinkel@feddit.org 1 points 1 week ago

The human brain doesn't like change. That is true regarding the big things, but also the small things. Changing anything requires effort, and this effort can feel very different depending on you mindset that day, that moment. I find myself quite often wanting to do "thing", but not wanting to do all the stuff I have to do before. I want to be under the shower, but I don't want to take off my clothes, get wet, etc. Kind of like the dog in this little comic, who wants you to throw the ball, but not take it away from him. 😄

I can only get myself through this with (loving) self-discipline - telling myself, come on, you know it's going to be good once you're at it. I also try to make the hurdles I have to jump over as small as possible. Maybe that's an option for you as well? Maybe you don't have to take off all your gear or get completely out of the water, canoe etc.

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submitted 3 weeks ago* (last edited 3 weeks ago) by schuimwinkel@feddit.org to c/einfachposten@feddit.org
 

Ich vertshe die Hälfte der Funktionen nicht. Aber hier gibts Smileys ..! ☺️ 🐎 🦔 🥨 🎄 (ich hoffe, ich hab jetzt nichts schweinisches in Emojicode gesagt)

Genießt euren Sommer, ob sonnig oder nass!

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