this post was submitted on 10 Apr 2025
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
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Der Nahost-Konflikt ist im Kern einfach: Zionisten haben Palästina kolonisiert, indem sie es als "leeres Land" deklarierten – genau wie früher in Amerika oder Australien. Die Palästina-Bewegung ist daher eine antikoloniale Bewegung gegen eines der letzten Kolonialprojekte der Welt. Der Völkermord in Gaza zeigt, wozu koloniale Mächte bereit sind, um Widerstand zu brechen. Die "Komplexität" ist nur ein Trick, um diesen grundlegenden Machtkonflikt zwischen Kolonisierern und Kolonisierten zu verschleiern. Wäre es andersrum, läge die Solidarität auch genau andersrum. Deshalb geht es hier auch ziemlich einfach nicht um politische Lager sondern universelle Menschenrechte die von niemanden verletzt werden sollten, egal unter welchem Vorwand.
Wie kolonisiert man etwas, das immer schon Teil des eigenen Siedlungsgebietes war? Im Gegensatz zu Amerika oder Australien kommt da keine fremde Kultur von sonst wo her und besetzt ein fremdes Land. Juden sind dort keine fremde Macht. Mir ist bewusst, wie der Konflikt in bestimmten Lagern durch eine "antikoloniale"/"antiimperialistische" Brille gesehen wird. Klar, denn diese Sichtweise gehört ja auch zum fundamentalen Markenkern in diesen Lagern, da wird sie gerne bemüht. Sie verkürzt für mich jedoch die Realität und vereinfacht etwas, das - wie gesagt - eben nicht so einfach ist. Es krankt daran, dass zu viele auf jeweils beiden Seiten denken, sie und nur sie wären dort die wahren rechtmäßigen Herrscher und die anderen hätten dort nichts zu suchen. Probier es selbst aus: für wie legitim hältst du, als jemand mit offenbar viel Zuspruch für die palästinensische Sache, die Präsenz und Eigenstaatlichkeit von Israelis dort? Wie viel Empathie kannst du empfinden für Israelis, die sich beispielsweise dem Anspruch von der Hamas gegenübersehen, sie alle ins Meer treiben zu wollen und ihren Staat zu vernichten? Welche Zugeständnisse müssten für dich die Palästinenser für eine Beilegung des Konflikts machen müssen? Und umgekehrt?
Bevor wir uns hier in Geschichtsverfälschung und Nakba-Leugnung verlieren, empfehle ich jeder interessierten Person, die Bücher des israelischen Historikers Ilan Pappe zu lesen. Mehr möchte ich zum Vorpost nicht sagen und denke auch nicht, dass es zielführend ist, sich an den selben, erwiesenermaßen falschen Talkingpoints immer wieder abzuarbeiten.
Wie schade, dass du den abschließenden Fragen ausgewichen bist.
Es gibt im Übrigen einen Unterschied zwischen Leugnung der Vertreibung von Palästinensern im Zusammenhang mit der Errichtung des Staates Israel (leugne ich nicht) und der, insbesondere in ausländischen, westlichen Gesellschaften wie hier vorgenommenen, Hochstilisierung und Vereinfachung des Nahostkonflikts zu einem Kolonialkonflikt und damit der Ablehnung im Geiste des eigenen Antiimperialismus. Wie gesagt: ich bin sehr dafür, diesen Konflikt aus mehr als einer Sichtweise zu sehen. Du auch?